Häufig hört man das Argument, der Euro sei ein Teuro. Viele Bürger meinen die vorherige D-Mark sei stabiler und günstiger gewesen. Im Kern wird damit beheauptet, die Inflationsrate sei beim Euro höher als bei der früheren D-Mark. Da seit der Einführung des Euro 2002 nun 10 Jahre vergangen sind, lohnt ein nüchterner Vergleich zwischen Euro und D-Mark, um die Teuro-Aussage zu bestätigen – oder zu widerlegen.
Auch zu Zeiten der D-Mark gab es überweigend Inflation. Laut Statistischem Bundesamt lag die durchschnittliche Inflation zu D-Mark-Zeiten bei 2,6%.1 Das mag in aktuellen Zeiten ähnlich hoch wie beim Euro erscheinen, jedoch soll diese Betrachtung eine kurz- bis mittelfristige Zeitspanne umfassen, um die Aussagekraft zu erhöhen.
Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden lag die Preissteigerung in Euro-Zeiten (also seit Einführung des Euro Anfang 2002) lediglich bei 1,6%.2
Rein statistisch ist demnach der Euro kein Teuro. Aber selbst das Amt verweist auf die so genannte gefühlte Inflation. Denn zu Euro-zeiten haben sich besonders häufig gekaufte und zwingend benötigte Güter übermäßig verteuert. Dies sei wegen der selektiven Wahrnehmung dann typischerweise auch übermäßig präsent. Das kann man auch kritisch sehen, denn wenn Energiekosten und Lebensmittelpreise auf Rekordhoch steigen, dann trifft das jeden Bürger zwingend und häufig. Dann wird gefühlte zur realen Inflation. So stiegen die Heizölpreise und Benzinpreise seit der Euro-Einführung um sagenhafte 85%, die Strompreise um ebenso stolze 66%.
Eine definitiv bessere Begründung sind die zahlreichen Steuererhöhungen wie beispielsweise die Mehrwertsteuererhöhung 2007. Dies hat isoliert an sich nichts mit Inflation zu tun, wenngleich man die höheren Preise unbewusst dieser Teuerungsrate zuschreibt. Auf der anderen Seite sind viele Preise bei Gelegenheit der Mehrwertsteuererhöhung schamlos erhöht worden. Bestes Beispiel: Gastronomie. Hier sind Preiserhöhungen bis zu 100% keine Seltenheit. Kostete ein Bier vorher 3,50 DM waren es nachher 3 Euro. Wer das nicht ganz so sieht, sollte sich demnächst im Café ein Glas Prosecco bestellen und die meist 0,1 L in D-Mark umrechnen. Prost!
Diese Liebe zur alten D-Mark zeigt sich übrigens auch darin, dass nach Zahlen der Deutschen Bundesbank Ende November noch 13,3 Milliarden D-Mark nicht in Euro umgetauscht waren. Sicherlich wird ein beträchtlicher Teil davon wegen Vergessenheit oder Sammlerleidenschaft nicht absichtlich nicht umgetauscht werden. Dennoch eine enorme Summe.
Achtung! Diese Website erklärt finanzpolitische Themen und Fragen in einer leicht verständlichen Sprache. Die Informationen stellen keine Anlageempfehlung dar und können eine vorherige fachkundige Beratung im Einzelfall nicht ersetzen.