Gefühlte Inflation

Definition: Gefühlte Inflation sagt in erster Linie aus, dass jeder Konsument Preisveränderungen subjektiv wahrnimmt und bewertet. Gefühlte Inflation ist im Rahmen der Messung der Inflationsrate ein eigenes Phänomen, das laut Definition besagt, dass die gefühlte Inflation sich nicht mit der gemessenen Inflation deckt.

Man empfindet beispielsweise individuell subjektiv die Inflationsrate häufig deutlich höher, da einem die Preissteigerungen bei Produkten des täglichen Bedarfs mit hoher Kaufhäufigkeit präsenter sind als langlebige Güter wie Autos oder Elektronikgüter wie Computer oder Fernseher.

Das Statistische Bundesamt hat dazu einen „persönlichen Inflationsrechner“ ins Netz gestellt. Damit können Sie die Gewichtung individuell und konkret aus Ihrer Sicht für Ihre Situation einstellen und dann den Inflationswert berechnen. Vielleicht trügt Ihr Gefühl und die gefühlte Inflation ist gar keine – oder doch? Zur Berechnung der persönlichen Inflationsrate, zum Inflationsrechner

Gefühlte Inflation in Deutschland – Ursachen

Neben der eben beispielhaft genannten subjektiven Wahrnehmung liegen die Ursachen einer Abweichung der gefühlten von der gemessenen Inflation auch an der Messmethodik.
Denn die Messung der Inflation beruht auf einem Warenkorb, in dem je nach Preisindex verschiedene repräsentative Güter und Dienstleistungen enthalten sind.
Da fließen auch Güter in die Messung mit ein, die man individuell gar nicht kauft, da man hier vom Durchschnitt abweicht. Weiter empfindet man bei Produkten des täglichen Bedarfs psychologisch deren Änderungen überdimensional. Laut „Makro Kompakt“ von Rothengatter und Schaffer gelte dieser Effekt auch umgekehrt im Sinne einer gefühlten Deflation.

Natürlich kann auch tatsächlich die gefühlte Inflation der realen Inflation entsprechen und diese von der gemessenen offiziellen, aktuellen Inflationsrate abweichen. Denn die Messung ist immer nur Theorie, die auch eine gewisse Vergleichbarkeit in die Vergangenheit leisten muss. Die Veränderung der Lebenswirklichkeit ist hier oftmals nicht einfach abbildbar.

Staat verschleiert Inflationsrate
Staat verschleiert Inflationsrate

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Gefühlte Inflation seit der Euro-Einführung 2002

Spricht man von gefühlter Inflation, nehmen Beispiele häufig Bezug auf die Euro-Einführung 2002. Seitdem sei dies und jenes viel teurer geworden. Klassische Beispiele sind die Gastronomie (Tasse Tee oder Kaffee) oder Heizkosten. Tatsächlich war die Abweichung der gefühlten von der gemessenen Inflation zu dieser Zeit besonders stark – zumindest in manchen Ländern der EU wie auch in Deutschland.
Basierend auf der seit Jahrzehnten gebräuchlichen Messung des Verbraucherpreisindex hat der Euro bei Einführung zu keiner signifikanten unmittelbaren Erhöhung der Inflationsrate geführt. Wer an der Supermarktkasse das nicht glauben kann, ist nicht alleine.
Selbst Gelehrte streiten nach wie vor, ob hier nicht die übliche Messmethode zu kurz greift. Denn berücksichtigt man häufig gekaufte Güter (Lebensmittel wie Brot, Butter, …) und zwingend genutzte Produkte (Energie wie Wasser, Strom, Heizung, Benzin) entsprechend der Lebenswirklichkeit, ergibt sich nach Berechnungen von Prof. Brachinger von der Universität Fribourg (Schweiz) ganz klar ein realer Inflationswert über der offiziellen Inflation.

Demnach wäre die gefühlte Inflation eine reale Inflation.

Für Renter und gering bis wenig verdienende Familien lag der von ihm berechnete Wert weit über dem offiziellen Lebenshaltungsindex.
Auch die Preiszeiger Wirtschaftsinformationsdienst GmbH ermittelt einen signifikanten Preisanstieg, der nicht nur gefühlt ist. Das Unternehmen untersucht laufend Sortiment und Preise der deutschen Discounter und Drogerieketten. Der dafür eigens eingerichtete PZ-Index hat für den beobachteten Warenkorb im Februar 2011 bislang einen Höchststand erreicht. Nach eigenen Angaben waren dafür aber Ausreißer (Kaffee und Sonnenblumenöl) hauptverantwortlich.

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