Gierflation

Gierflation, auch Profit-Preis-Spirale genannt, ist ein Kofferwort, also die Kombination aus „Gier“ und „Inflation“ und meint die Preiserhöhung von Unternehmen deutlich über die Weitergabe ihrer Herstellungskosten hinaus. Gierflation bezieht sich also auf eine Situation, in der eine bereits vorhandene Inflation, wie etwa durch die Lockdowns der Corona-Pandemie verursacht, von den Unternehmen genutzt wird, um die Preise weiter zu steigern und somit höhere Gewinne zu erzielen.

Verwandt dazu ist die Wortschöpfung Shrinkflation, bei der bei gleichbleibendem Preis die Menge des Produkts reduziert wird. Dadurch wird wie bei der Gierflation die Inflation bestärkt.

Inhaltsverzeichnis

Beispiele für Gierflation

Die Gierflation kann auf verschiedenen Ebenen auftreten, beispielsweise im Immobilienmarkt oder bei Rohstoffen. Ein Beispiel wäre, wenn eine starke Nachfrage nach Häusern auf dem Markt besteht und dies zu einem Anstieg der Immobilienpreise führt. Die Eigentümer der Häuser können dann versucht sein, die Preise noch weiter zu erhöhen, um ihre Gewinne zu maximieren, was zu einer weiteren Preisinflation führen kann.

Ursachen der Profit-Preis-Spirale

Grund für die hohen Preise in 2022 in Deutschland waren ursprünglich die hohen Energiepreise – doch die Güter und Dienstleistungen wurden darüber hinaus immer teurer. Forscher fanden nun heraus, dass die hohe Inflation nicht mehr nur auf höheren Energiepreisen oder Vorleistungskosten basiert: Unternehmen erhöhten im Schatten der hohen Energiekosten auch die eignen Preismargen, um die Profite zu steigern. Man kann also durchaus von einer „hausgemachten Inflation“ sprechen.

Die Kombination folgender Aspekte kann die Entstehung einer Profit-Preis-Spirale begünstigen:

  • Eine hohe Nachfrage geht einher mit steigenden Preisen aufgrund des begrenzten Angebotes. Nutzen Unternehmen diese starke Nachfrage jedoch aus und erhöhen die Preise über das normale Niveau hinaus, kann dies zu einer Gierflation führen.
  • Eine weitere mögliche Ursache der Gierflation sind steigenden Produktionskosten: Hohe Kosten für Rohstoffe oder Arbeitskräfte führen zu Preissteigerungen, werden die Kostensteigerungen aber übertrieben dargestellt und stärker erhöht als notwendig, hat dies eine Profit-Preis-Spirale zur Folge.
  • Auch Inflationserwartungen, Spekulationen oder eine mangelnde Regulierung kann zur Entstehung einer Gierflation beitragen.

Messung der Gierflation

Die Gierflation kann mithilfe des BIP-Deflators sichtbar gemacht werden: Er gibt wieder, wie stark die hergestellten Güter verteuern, die gestiegenen Energiekosten für etwa importiertes Gas sind dabei nicht enthalten. Steigt also nun der BIP-Deflator, bedeutet dies, dass die Unternehmen die Preise erhöht haben – zusätzlich zu den Preiserhöhungen für Energie.

Dazu mehr beim ifo-Institut (PDF: Gewinninflation und Inflationsgewinner) und dem Momentum Institut (Die Profit-Preis-Spirale in Österreich).

Im Wesentlichen besteht der BIP aus den Löhnen, Gehältern, den Profiten und zu einem kleinen Teil aus den Produktionssteuern (Mehrwertsteuer). Sieht man sich den BIP-Deflator an, wird sichtbar, dass er 5 % über dem Wert des Vorjahres liegt. Im 4. Quartal betrug die Veränderung des BIP-Deflators sogar rund 7 %, davon sind etwa 5 Prozentpunkte auf die Gewinne des Unternehmens zurückzuführen.

Auswirkungen und Folgen der Gierflation

Die Gierflation hat sowohl für die Wirtschaft als auch für die Verbraucher weitreichende und negative Auswirkungen. Mit dem Anfeuern der Inflation, sinkt folglich die Kaufkraft der Verbraucher, d. h. ein Rückgang des Konsums und der Wirtschaftsleistung kann eintreten (Rezession). Wenn die Wirtschaft als Folge der Gierflation schrumpft, können Unternehmen gezwungen sein, ihre Kosten zu senken: Entlassungen und Kurzarbeit führen zu höherer Arbeitslosigkeit und sozialen Problemen.
Weitere mögliche Folgen der Profit-Preis-Spirale sind stagnierende Inflationen, Währungsabwertung und soziale Unruhen oder politische Instabilität.

Lösungsansätze

Eine Möglichkeit, um die Gierflation auszubremsen, ist die stärkere Gewinnbesteuerung. Mit diesem Geld könnte dann die Auswirkungen der Profit-Preis-Spirale ausgeglichen werden. Auch eine Preisbremse, um direkt gegen die Teuerungen vorzugehen, ist eine weitere Möglichkeit.

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